Meine Mundart Kolumnen...

Seit Anfang 2021 darf ich Teil des Mundart-Autor*innen-Team der Schweizer Lokalzeitung "Volksstimme" sein.

Alle etwa 6-8 Wochen erscheint eine neue Kolumne von mir in dieser Regionalzeitung im Oberbaselbiet.

Kolumnen zu schreiben war ein langjähriger Traum von mir und ich freue mich über jede einzelne :-)

25. Kolumne vom 7. März 2024

 

Vitamin B

Afang Jänner 2020 isch d Wält no in Ornig gsi. Die Sach mit däm Virus isch no so wyt wägg gsi und die cheibe Maske häi eigentlig numme Menschen imen OP-Saal aagha. Oder mol e paar Tourischte, meischtens us asiatische Länder. 

 

In sällem Jänner bin ich do z München uf eme Brettl yyglade gsi. So ne klassischi Chlyykunscht-Kabarettbühni mit vier Gescht - e glatti Sach. Ein vo myne Kolleegen isch en eltere Schwyzer gsi. Der Schwyzer Generalkonsul syg do, säit er mir e bitz stolz und uf Züüridütsch. Er het uf e groosse Maa im Chittel zeigt, wo erwartigsvoll zmitts im Publikum ghockt isch. Dä Konsul häig er hüt konsultiert und prompt für en Ooben yyglade. 

Jä prima, hani dänkt, do bini jo grad richtig mit mym Bayrisch-Schwyzerische Täggscht. Denn hani uf der Bühni myni kulturelle Verglyych zum Beschte gee. 

 

Noch em Uftritt isch der Konsul denn zu mir cho und het - notüürlig au uf schwyzerdütsch  nätt afo plaudere. Schnäll het er mir s Du abotten und mir bim Abschiid sys Visitechärtli in d Hand druckt. Ich sell mi mälde, wenn i mol es Probleem ha oder eifach mol e Kaffi cho trinken ins Generalkonsulat z München. Jo botzduusig, in däm imposante Gebäude bini erscht drüümol gsi. Für myni nöi ID und nach de Gebuurte zum d Chind as Schwyzer Bürger aamälde. 

 

Denn isch es nid lang gangen und mir häi do z Bayern e Lockdown gha. E bitz spöter isch es in der Schwyz losgange, sii chönne sich jo erinnere. Ufs Mol isch das fröhliche Hii- und Härfahre zwüsche myner Baselbieter Heimet und mym bayrische Wohnort schweer worde. Ich fahr jo in beidi Richtige jewyyls häi. D Gränze sy plötzlig zue gsi, do hets sogar en Usgangssperri ab de Nüüni zobe gee. Es blööds Gfüühl. 

 

Ich ha churz drufaabe dringend ins Baselbiet müesse fahren und han en offene Zoll gsuecht. As Schwyyzerin yynen und mit ere Meldebescheinigung vo do wiider zrugg het guet klappt. Won ich aber us familiäre Gründ unbedingt mit de Chind ha welle fahre, hani gsee, ass die Chinder-Schwyzerpäss scho eewig abgloffe sy. D Wartefrischt für e Termin uf em Konsulat weer e paar Wuche gange. 

 

Mir isch das Visitechärtli yygfalle! Ich ha däm nätte Konsul also prompt es nätts Mail mit öiser nid so nätte Situation gschriibe. Zwee Däg spööter sy mir im Generalkonsualt gstanden und häi neui Päss chönne lo mache. 

 

Vitamin B isch jo immer guet. As Dablettli, diräkt vo der Sunnen oder ebe mol so zwüschemenschlich. Ich bi in däm Früehlig 2020 ämmel sälte so froh gsi drum. 

 

Und no meh, wo die Gränze wiider offe gsi sy. My Maa weer übrigens nid so guet in d Schwyz cho. Er het damals sogar e Passierschein bruucht, zum Zoobe vom Pfläge-Job dörfe häi fahre. Aber das isch en anderi Gschicht. Jetzt tanke mir zerscht mol Vitamin B vo der Früehligssunne - in Freihäit. Es heerrligs Gfühl. 

24. Kolumne vom 1. Februar 2024

 

 

D Dante Rosi    

S Delifoon het glütten und d Dante Rosi isch dra gsi. „Mary! Gut, dass du da bist...!“ Het si uf Hoochdütsch und rächt ufgreggt druf los greedet. „Du bist ja so viel unterwegs, da weiss man ja nie...“ isch es wyytergange. I ha es „Hallo Rosi“ chönne derzwüsche rüefe, my Begrüessig isch imene Wasserfall vo Wörter untergange. Si het mir ihre neuschti Spleen verzellt: Si syg jetz bi de „Essensretter“. E gueti Sach, ich bi au gegen Ässe furtschiesse. Öb mir Rahm chönne bruuchen und wies mit eusem Eier-Vorroot usgseech, het si denn welle wüsse.

      

D Dante Rosi, das dörfe Sii an deere Stell wüsse, isch d Dante vo mym Maa. E liebeswärti und sehr engagierti Frau, si chauft sälten öbbis Nöis. Es Byyschpiil: Ich ha mol mit eren alte Plastikfläsche myne Pflanze Wasser gee. Si het mir zuegluegt und ganz ufgreggt gmeint, ass ich doch öppis sell sääge, wenn ich „dringend eine Giesskanne brauche“. Si häig doch immer en Ahnig, wo si so Sache chönn uftryybe. Am glyychen Oobe het eus d Dante Rosi e 1A-Sprützchannen und e halbe Chürbis (si chönni nur ei Helfti bruuche) verbybrocht und mit vill Wörter e ganzi Gschicht derzue verzellt.    

 

Das mit em Druf-los-schnattere kennt my Maa jo au vo mir. Ich stand meischtens vill Stunde vor ihm uf und bi hellwach, wenn är denn am Uufstoh isch. Myni aagstaute duusig Wörter müesse denn ammen uf ei Dätsch uuse.    

 

Einisch het mir d Dante Rosi ungfroggt e BH brocht, wel si zum spaare drü für zwöi kauft häig. Stuunend het si denn gsäit „ich dachte nicht, dass dir dieser BH zu gross ist!“ Und si schaffts derby, ass ich muess lache statt beleidiget sy. Es anders Mol het si mir es Fuessbad-Becki mit Blubberdüüse wellen aadreye. Aber das isch denn - im Geegesatz zum BH - ebe z chlyy gsi für myni riise Flosse. Aso het sis wiider under en Arm klemmt und bim Goo gfroggt, öb ich e Ventilator häig, zum verschänke. E Noochber brüchti so eine. Ich ha kein gha. Zooben am Delifoon het si denn stolz verzellt, si häig das z chlyyne Fuessbad uf em Floomärt gegen e Ventilator düschlet. So öppis schafft numme d Dante Rosi!

     

Ich bi nid dehäi gsi, wo d Rosi e Stund nach sällem Delifoon mit eme Chorb voll Züüg bi öis vor der Tür gstanden isch. My Maa isch grad früsch ufgstanden und het vor sym erschte Kaffi die ganzi Gschicht im Detail dörfe loose. Si het ihm derby e paar Guttere Rahm, zwee Schachtlen Eier und drüü e biz aadütschti Salatchöpf in d Händ drückt.

     

 

Mir häi die Sache gärn gno und mir wüsse, wenn mir öppis bruuche – uf d Dante Rosi isch Verlass. Mit Härzbluet und mit vill Yysatz meint sys und macht sys guet. Und wenn Sii die Zytig nach em Lääse no sinnvoll nütze, freut sich d Dante Rosi. Zum Byyschpiil zum Fänschter putze. Mit eme Gutsch Essig, das isch billiger as jeedes Putzmittel und me hets eh im Huus. Het d Rosi gsäit.

 

 

23. Kolumne vom 28. Dezember 2023

 

Me sett no vill...

 

 

Me muess alli Flüssigkeiten in chlyyni Gütterli in es Plastikseckli fülle, wenn me fliegt und Handgepäck derby het. Und in däm Seckli darf höchschtens e Liter Füssigkeit sy, süscht darf das nid mit an Bord. So sy mir das gwöhnt – me muess zig Sache mache, grad bim Fliege.

 

 

 

Das isch mir ufgfalle, wo mir hüür zum erschte Mol als Familie gflooge sy. Es Highlight in däm Joor: E Wuche Summerfeerien an der schönen Algarve. Und dört häi mer au Sache müesse, zum Byyschpiil Wasser chaufe statt vom Hahne drinken und uf de steile Klippe guet ufbasse.

 

 

 

Und jetz, am Änd vo däm Joor, überlegg ich wie jeedes Joor, was i no alls ha wellen und hätt setten erleedige, bevors s Nöien aafoot. Es hört jo nie uf, me muess ständig an so vill dänke. An Geburtsdääg, an neui Batterien und alti Rächnige, an Arzttermin und ans Züüg beantworte, uuflaade, entsorge, usmischten und neu chaufe... Die Kolumne längt nienen aane, wenni das alles wett uflyschte.

 

 

 

Aber ich sägs, wies isch: Ich ha in däm Joor nid alles gschafft, woni ha wellen und hätt setten erleedige. Und das isch meischtens au guet so. Me müesst jo sech sälber au immer wiider neumen engagiere, sech optimiere, motivieren und notüürlig au wiider regeneriere. Das schafft doch käi Mensch. Ich ha das Joor bewusst e paar Uftritt eifach nid aagnoh, Mensche leider doch nid gsee und Züügs äxtra lo ligge. Ammen au mii sälber uf em Sofa. I ha my „Nid-Mach-Lischte“ duurezoge!

 

 

 

Und glyych hani vill Schöns erläbt. Villicht grad wäg deeren Erkenntnis, ass me nid alles muess. Klar, wenn der Abfall yygsammlet wird, muess er vorhär uuse, und au süscht sett men es paar Sache halt würklig erleedige. Nid numme bim Fliege. Aber ich mach im nöie Joor wiider bewusst Sache nid, au wenns amme chly Muet bruucht. Ich bewundere der Reinhold Messner au meh für die Dääg, won er us Vernunft nid uf e Gipfel uufen isch, as die 14-mol, won er sonen 8000-er bestiige het.

 

 

 

Und doch, das mit däm weniger machen isch amme sone Sach. Ich weiss jo, wies goht: Wenn me nid stundelang uf em Handy Filmli luegt, so Chatzevideos oder sinnlosi Filmli, wo eim öpper zeigt, wie me zoobe Haferflocken yyweicht und däm denn „Overnight Oats“ säit... Aso wenn me so Mischt nid luegt, denn het me meh Schloof. Ganz eifach, me muess numme früener s Delifoon abstelle.

 

Und Sache, wo me würklig nümm bruucht, chömme wägg. Ich weiss. Aber ich bruuch jo no Zyyl im nöie Joor. Zum Byyschpiil es Fotibuech vo de Summerferie! Es isch nämmlig schön gsi an der Algarve. Ich müesst nummen ändlig die ville Föteli uusmischten und denn sett ich öppis drus mache.

 

 

 

Der Abfall muess ich übrigens nümm uusestelle, die chömmen erscht im nöie Joor wiider. Und egal, was Sii alles häi lo liggen oder no sette mache: Ich wünsch Ihnen es zfriides, nöis Joor mit em Muet, ass me nid alles muess.

 

 

 

22. Kolumne vom 16. November 2023

 

Laubblööser 

Der ganz Morge het der Abwart mit däm luute, näärvige Laubblööer Bletter vom Parkplatz ewägg bloost. Vo Linggs nach Rächts und irgendwenn het er äntlig zwee groossi Hüffe Laub gha. Nid ass ich öppis gege dä Abwart hätt, e nätte Maa isch das gsi. (Nid sone Chnulleri, wo in jedem Stock der Lift butzt.) Aber ich find Laubblööser halt eifach doof. 

 

Das isch vor villne Joor im Block passiert, won ich die erschti Zyt do z Bayern gwohnt ha. Der Abwart het dört der ganz Daag gruumt und gmacht und doo. Er het Strüücher gschnitte, s Abfallhüüsli kontrolliert im Herbscht isch er denn ebe jeede Daag dene Bletter hindedryy gsecklet, sobald die am Boode glääge sy. 

 

Ich ha däm Schauspiil sällmol lang zuegluegt und das Prinzip denn scho nid ganz verstande. Vor allem, wenn me s Laub numme vo eim in ander Egge bloost. Das chunnt mir vor wie sone Problem-Verschiebig. Wie wenn ich die noni zahlte Rächnige vom Chuchi- uf e Stuubetisch legg. Oder s dräckige Gschirr vo der einten uf die ander Ablaag stell. Oder der Chleiderhuffe vom Bad uf e „Das legg i irgendwenn nomol aa“ - Stuehl im Schloofzimmer ghei. Es reins Probleem-verlaagere. Wie so Lüt, wo immer meh Kommode chaufe statt mol uusmischte. 

 

Ich find jo Laub an sich öppis Tolls. In mym jetzige Gärtli lyt e Huffen umme, und nid numme d Igel freue sich. Myni Noochbere schimpfen ammen e chly, denn stelle Sii sich vor, d Bletter vo eusne Bäum wüsse partout nid, wo der Gaartehaag duure goht und seegle denn eifach näbedraa ufs schön gmachte Rabättli. 

Denn wirblets do amme vo der ganze Strooss d Bletter ummenand. Denn ligge vor em Huus Ahornbletter und Fichtenoodlen umme, obwohl ich settig Bäum gar nid ha. Ich stell mir denn amme vor, wenn sich eusi Probleem au so würde verschiebe. Die hööchi Heizchoschterächnig vom einte Noochber flatteret zum andere, und d Prüefigsangscht vom Teenie beschäftigt plötzlig die Näbedraa. Denn doch lieber s Laub! 

 

Sällen Abwart het also a däm Morge die groosse Bletterhüffe gmacht und schüst in däm Momänt, wo der ganz Parkplatz komplett leer gsi isch, isch e Helikopter cho z fliege! Im Block näbedraa isch en Arztpraxis gsi und die häi e Patiänt lo abhoole. Dä ADAC-Heli isch also genau vor eusem Huus cho lande, und uf ei Tätsch sy alli Bletter wiider verteilt gsi! Und no vill meh, wil dä notüürlig no der Räscht vo de Bäum aabe grüttlet het. Die plötzlige Problem, wo wiider do liggen und dä Terminator-Abwart, wo hässig dernäbe gstanden isch: es tragisch-luschtigs Schauspiil. 

 

Mit deenen Erinnerige gang ich jetz go Chleider wäggruume, das find ich effiziänter as de Bletter dusse nooche renne. E paar Probleem lööse sich jo amme doch von elläi. 

 

21. Kolumne vom 5. Oktober 2023

 

Schnääderi

 

Kenne Sii das? Wenn öpper im Zug e Kebab isst und der ganz Waage nach Chnoblauch stinkt? Oder die Lüt, wo am Morge früeh lut und lang mit em Seckli vom Gipfeli umme raschlen und denn alles voll bröösmele? Wenn öpper mit syne Däschen es ganzes Abteil bsetzt? Es git so vill, wo eim ime Zug cha stöören oder näärve.

 

 Und in jedem Zug, eigetlig in jedem Waage, gits mindeschtes äis Grüppli Mensche, wo lut schnääderet. Hemmigsloses Bespräche, Reede, Lachen und Diskutiere, als geebs kei Privatsphäre. Ich wett mi denn amme dryy mischen und Sache noochefrogen oder Tipps gee, wenn sii Blödsinn reede.

 Letschti bini z Paris gsi. Uf em Häiwäg isch im volle TGV diräkt vor eus sones Schnääderi-Grüppli ghockt: Zwee elteri Mannen und e Frau. Und e jungi Frau, wo nid derzue ghört het, si het nämmli lyyslig uf em Laptop umme drückt statt lut z schwätze. Die Drüü häi die jungi Dame denn sehr schnäll in sehr persönligi Gsprööch verwigglet. Si het ämmel ihre halb Lääbeslauf verzellt. „Spannend!“, hani dänkt und afo google, öb das alles cha stimme. Und prompt han ich im Internet grad drü Artikel über genau die Frau gfunde. Si het aso nid übertriibe.

 

Der eint vo deene zwee Manne, sone Typ Plagööri, het irgendwenn nach langem, lutem Geplapper e Fläsche Champagner mit vier suuber polierte Gleeser us em Köfferli gholt. Die jung Dame syg sälbverständlig yyglade, het er im schönschte Züüridütsch verchündet. Und es syg notüürlig ÄCHTE Champagner. Das het er immer wiider lut bedont.

 

Mit jedem Schuck isch der Elteri no reedseeliger worde, der Plagööri no lüter und die jungi Frau het mit ere Mischig us amüsiert und unsicher mitgmacht. Irgendwenn het die sich aber wiider d Chopfhörer in d Ohre gsteckt und in Laptop gluegt.

 

Denn het es Handy bimmelet. Umständlig het der Elteri sys Deelifon gsuecht und in ere wahnsinnige Lutsterki dry gschroue: „REEEBI! Sali! Los Rebi, ich bi grad im TGV. Stell dir vor, mir sy uf Paris go Zmittag ässen und jetz trinke mer Champagner im Zug!“

„ÄCHTE Champagner!“, hani dänkt und ummegluegt. Ich ha alli Reaktionen uf das Gschrei welle gseh.

 

„Hey, du settsch ins Gängli use. Do darf me nid delifoniere, du störsch jo die andere Lüt!“, het der Plagööri plötzlig zum Elteren überegruefe. „Also DAS macht jetz d Suppen au nümm feiss!“, hani dänkt. Denn het er wyter ins Deelifon gruefe: „Reeebi! Los, ich lüt dir zrugg aa, ich darf do gar nid delifoniere!“ Er het sys Handy ewägg gleit und den andere s ganz Gsprööch nomol verzellt. Notürlig au nid lyyslig.

 

Spöötischtens in däm Momänt hätt ich e Schluck vo däm Champagner verträit. Aber irgendwie isch es au chöschtlig gsi, däm närvige Grüppli zuezloose. Sones Gschnääder isch ämmel vill unterhaltsamer as e Gipfelibröösmeler.

 

 

 

20. Kolumne vom 24. August 2023

 

Hüenerhut

 

E Fründ vo mir us em untere Baselbiet säit ganz sälbverständig zume Chessel 'en Eimer'. Zu der Stääge säit er 'Träppe', statt 'wäge däm' oder 'doorum' säit er immer deswääge! Und statt Geiss - das schiesst für mi der Vogel ab – säit er Ziege!

 

Deswääge. Er übernimmt diräkt es Wort us em Dütschen und säit das uf Mundart. Ich ghör au immer mehr, ass men im Baselbiet 'Waschbecken' oder 'Gänsehut' statt Hüenerhut säit. Das tschuuderet mi grad chly. My Spruch uf der Bühni, es syg „in der Schweiz alles etwas kleiner - die Gänsehaut heisst dort Hühnerhaut“ goht denn au nümm, wenn mir eifach vom Huen zu der Gans wächsle.

 

Settig dütschi Wörter dööne für mi e bitz so, wie wenn chlyyni Chind im Spiil versueche Hochdütsch z reeden und denn so luschtigi Sache wie „ich gange jetzt d Steegen deruffen“ säge. Mys Nichtli het scho ganz früeh aagfange, so mit myne Chind z reede. Und die häi sich Müeh gee, mögligscht Schwyyzerdütsch z schwätze, wenn si im Baselbiet uf Bsuech sy. Denn au wenn si ammen e chly Hemmige häi, si chönne rächt guet Mundart schwätze. Das halb Mundart, halb Chlyychind-Hochdütsch git ammen es heerrligs Chuuderwälsch.

 

 

Ich sett do aber nid z lut lache. Ich, wo us Gwohnet ganzi Satzstelligen us em Dütschen übernimm. Zum Byyspiil froog ich immer wiider „wie spoot isch?“ Statt „was isch für Zyt?“ Aber - das isch denn my liebscht Usreed - ich läb jo schliesslig sit über 15 Joor in Bayern. Do cha me jo fascht froh sy, ass i nid no bayrisch schwätz.

 

Denn in Bayern säge si ganz vill Erna. „Kon i erna was zeigen?“ Het my Noochber im erschte Winter bim Schnee schuufle gfroggt. Ich ha am Aafang ächt nid gwüsst, was er vo mir will. Denn het er mir zeigt, wie me der Schnee vor de Garage gschickt uf ei Huffe buxiert.

 

Die andere Noochbere häi im Verbyy-goh immer wiider „wie geht’s erna?“ gfroggt. Jo, was weiss denn ich, wies deeren Erna goht? Ich kenn keini... Bis i kapiert ha, ass die Erna Ihnen heisst. Jo mei, des bayrisch, des is hoid a weng schwer, i sogs erna!

 

Aber in der Schwyyz und vor myne Chind gib i mir meischtens Müeh, d Wörter richtig z sääge. Guet der Flo Schneider lacht jetz sicher. Immer wiider het er mir gsäit, es heisst nid „weil“ sondern „wil“ in öiser Mundart. Und er het jo rächt. Ich will statt weil jo wil säge, aber wil i in mym Alltag immer weil säg, will mir das wil denn eifach nid über d Lippe choo!

 

Das find ich aber alles nid so schlimm wien en Oberbaselbieter, wo „Kartoffle“ säit, als geebs keini Härdöpfel me! Oder ebbe my Unterbaselbieter Fründ mit sym Eimer und deswääge. Wäge däm säg ich äxtra wytter Chessel, Brünneli, Stääge, und wenns mi friert, han ich e Hüenerhut!

 

 

19. Kolumne vom 8. Juni 2023

 

Gruppechat 

Letschti bini mit der S-Bahn quer dur d Stadt gfahre, ei Stund pro Wäg vom Weschten in Oschte vo München. Do sitz ich also in däm Zug mit ere Handtäsche voll Züügs uf em Schooss und wenn Sii jetz meinen ich liis im Buech, woni äxtra derby ha, häi Sii sich leider düscht. Ich benutz au kei Handcreme, obwohl in jedere Däsche sone Guttere lyt. Ich trink au nüd us der Fläsche, woni no packt ha und lueg nid grooss us em Fänschter. Ich starr in mys Handy. 

 

Ich starr in das blöde Chäschtli und wett eigetlig numme schnäll güxle, was Neus yynecho isch in deene paar Minute, woni das Ding mol nid in der Hand gha ha: 27 neui Noochrichten in vier Chats. No schlimmer  in vier Gruppechats! 

 

Im Klassen-Eltere-Chat vo mym Sohn sammle sy Gäld für es Gschänkli für die einti Lehrerin. Me cha das altmodisch machen in Form von ere Münze, wo men am Chind mitgit und hofft, ass die Münze denn au aachunnt und nid spöter in der Wöschmaschinen umme chläpperet. Oder me schickts neumodisch per Paypal, Twint häi mir do nid. 

Zum uusefinde, wäm ich die zwee Euro sell schicke, muess i es Dutzend Antworte vo andere Müetere läse. Meischtens sys ebbe scho d Mamis, wo das mit deene Gruppechats uf sich nähmen und au jeede Haafechees usdiskutiere. 

 

Im Familiechat sy es paar Fotene vom Gämfersee, wo my Papi grad isch, und eis vom Pony vo myner Schwöögere samt Nichtli obe druff. Also uf em Pony. Ich schick au eis vo myner Tochter mit Zahnspangen im Muul, denn sy alli uf em neuschte Stand. 

 

Im Chat 11. Geburtstag Noah schryybe siibe Müetere drüber, ass alli zämmen am Geburtagschind es Fuessballtrikot schänken und öb me der Name vome Spiiler oder der Name vom Chind lot lo druf drucke. Es syg jo nid so guet, wenn d Chind in der Öffentlichkeit aagschriibe sy. Aber es syg ebben au es Risiko, wenn dä Fuessballer, wo uf em Rugge stoht, denn plötzlig sy Verein wächslet. Ich wächsle lieber der Chat. 

 

Im Familiechat froggt s Mami jetz, öb alles guet gange syg mit der Spange, und der Papi schickt no es Selfie vor em Schiff. 

 

Im Gruppechat zum nöggschten Uftritt wird drum bätte, ass jede schnäll bestätiget, wenns klappt mit cho. Zum Glück hani mys Handy grad in der Hand und nid s Buech! Süscht hätt i au nid mitübercho, ass me jetz der Name vom Chind ufs Trikot lot lo drucken und wäm me sys Gäld sell schicke. 

 

Jetz numme nid verwächsle mit de zwee Euro für d Lehrerin. Ich erledige die Zahligen in der S-Bahn, es längt grad no. Was für e Stress. Ich will das Gräätli äntlig zrugg ins Handdäschli leggen und usstyyge, do schrybt mys Mami im Familiechat d Wäien isch fertig, chönnet cho. Ich schryyb im Oschte vo Münche, über 400 Kilometer wyyt wäg i chumme!. Antwort vom Mami: Ups, falsche Chat!. 

 

Ich ha grinst und mir fescht vorgno, ass i bim Häifahre s Buech in d Hand nimm. 

18. Kolumne vom 20. April 23

 

Avocados 

Avocados sy wie s Lääbe - meischtens verbasst me der richtig Momänt! 

Me chauft eini und drückt jeede Daag dran ummen und wartet uf der perfekt Momänt zum se chönne gniesse. 

Irgendwenn schnyydet me d Avocado denn vorsichtig uf und merkt: 

Sy isch scho matschig und der richtig Momänt isch leider verbasst. 

 

Wie mänggisch warte mir im Lääbe auf settigi Momänt? Momänt zum uf öbber zuegoh, öbbis fertig machen oder neu aafo? 

 

Wie Avocados lääbe mer so vor öis aane, aber uf was warte mer eigetlig? Uf der perfekt Oobe, wo mer das schöne, nöie Chleid äntlig chönnen aalegge? Uf e gueti Gläägehäit zum dä düür Wyy us em Chäller z trinke? Oder uf dä Daag, wo mer öis so eine chönne leischte? 

 

Wie vill Cheerze liggen in öisne Schublaade, wo no nie brennt häi? 

Häi mir scho mol so richtig für öbber oder öbbis brennt? 

 

Vill warte mit däm richtig afo lääbe, bis me Chind het oder bis d Chind duss sy. Bis s Huus fertig renoviert oder überhaupt eis in Ussicht isch. Bis men es Zyyl erreicht het, au wenns nur die chlyneri Chleidergröössi isch. Mir warten uf d Ferie, uf d Ränten oder uf der einti, der perfekti Partner, wo me bis ans Lääbesänd wett zämme sy. Wenn möglig au no glücklig. 

 

Doch bis genau dä öis irgendwenn zämme mit der Bikinifigur und em Lotto-Gwünn in Schooss gheit, sy mer amme wie in ere Blootere gfange. Doch s Lääbe het scho lang aagfange. 

 

Als Chind häi mer nid abgwartet, bis e no besseri Glunggi cho isch zum yyne gumpe. Niemer het no schöneri Blüemli gesucht statt spontan es Strüssli z günne. Und mer häi grad die nöischte Chleider aagleit und alles usprobiert, mir häi nüt welle verbasse. 

 

Was isch dervo bliibe? Zum se schoone legge mir Deckenen uf Sofas und Teppich uf schöni Holz-Bööde. Es sell sich nüt abnütze. Aber wäm nützt das? Villicht schoone mer eus und Sache, wo eus wichtig sy, amme chly z fescht. Bim Groosi stoht s guete Gschirr nummen im Buffet. Für bsunderi Aaläss... Worum cha s Groosi nid eifach ihres Ankeschnittli uf em Sunntigsgschirr ässen und sich freue? 

Worum mache mer Sache, wo eus eigetlig wichtig weere, ammen erscht, wenn denn emol weniger los isch. Im Grab isch weniger los, denn häi mer Zyt! 

 

Also höre mer doch eifach uf mit däm warten uf e perfekte Momänt, mir sy keini Avocados. Und villicht isch jo doch dä eint Mensch guet für eus, trotz oder wäge syne ville Möödeli. Villicht chönne mer chly meh gniessen und s Züüg biz weniger schoone. Und das mit dere Bikinifigur vergässe. Uf em Sofa verbringe mer jo sowieso meh Zyt as ame Strand. 

 

Und denn legge mer genau das nöie, schöne Chleid aa und rysse der Teppich vom schöne Holzboode! Denn lehre mer öbbis Nöis, reisen und träffe liebi Mensche. Und derby trinke mer euse düürschte Wyy! 

Denn der perfekti Momänt isch amme genau JETZ. 

 

17. Kolumne vom 9. März 23

 

Zuefäll
Stelle Sii sech vor, Sii chömme Ferie-Föteli vo Fründ über, wo grad z Asien umme reise. Und im Hintergrund uf deene Bilder entdecke Sii Ihren eigene Brueder!
Genau das isch mir bassiert.

 

Ich ha im Baselbiet e bitz Fasnacht gnossen und uf der Häifahrt uf Bayern het mys Handy bimmelet.

 

Fascht glyychzyttig sy Ferie-Föteli vo myner Schwögeren us Oberdorf und vo Fründ us München aacho. „Liebe Grüße aus Thailand“ het die dütschi Fründin derzue gschriibe. Ich ha nodüürlig zrugg gschriibe, ass my Brueder mit syner Familien au grad e paar Wuchen z Thailand syg.

 

Ach wie lustig.“ Het die nur gmeint und es wyyters Familie-Selfie gschickt.
My Puls isch immer meh in d Hööchi, woni gseh ha, ass uf jedem Bild Elefante druf sy. Au d Umgääbig het uf allne Fotene verdächtig ähnlig usgseh - vill grüen und en Art Sumpf. Denn hani sen entdeckt: My Schwögere, my Brueder und mys Nichtli im Hintergrund uf em Foti vo myner Fründin us Münche! Und uf eim Föteli vo myne Verwandte stoht sälli und stryychlet seeleruehig der glyych Elefant!

 

Je nööcher ich die Bildli uf mym Natel aanezoomt ha, isch es Gwüssheit worde: Die sy beidi grad am dupfgenau glyychen Ort. Die zwoo Familie häi aber nüt mitenand z due, usser ass ich jewyyls scho verzellt ha von den andere.

Ganz ufgreggt hani myner Fründin gschriibe: "Da, das ist MEIN BRUDER hinter euch!“ Ich bi so us em Hüüsli gsi. Was für e Zuefall, das Land isch jo grooss, aber d Wält ebe chlyy.
Guet, my Papi und ich häi emol z Berlin zmitts ime riise Laade hinter eme Chleiderständer e Lehrerkolleg vom Papi vo Lieschtel aatroffe.

 

Oder einisch het mir uf ere Party z München e Schauspiileren erklärt, ass sii genau äi einzige Schwyyzer besser kenn. Sie het gsäit "den kennst du vielleicht auch, die Schweiz ist doch so klein, er heisst Florian Schneider". Ich ha am Flo denn nodüürlig grad e Gruess vo eus beide geschickt, isch jo e luschtige Zuefall gsi.

Aber die Thailand-Bilder schiesse für mii der Vogel ab. E Viertelstund spööter het my Fründin us München alles uufklärt und e Gruppefoti mit allne zämme gschickt: Beidi Familien in luftige Chleider im Elefante-Garte vereint!
Sie häige tatsächlig zufellig zämmen afo reden und ganz schnäll gmerkt, ass sii mi beidi kenne. Denn häi die sech das usdänkt mit em Fotene schicke - mit den andere jewyyls im Hintergrund.

Ich bi so erlyychtert gsi, ass die sich würklig au troffe häi. So wunderbar bini no nie versegglet worde.

 

Und irgend einisch gömmer mol alli zämmen ine Biergarte. Dört hetts zwar keini Elefante, aber uf so öppis muess me doch aastosse – und zämme Föteli mache. Wär wäiss, was denn im Hintergrund alles los isch...

 

 

16. Kolumne, 9. 2. 2023

Suppe-Chaschper

 

 

"Ich seh' die Stücke! Mit Stücke ess ich das nicht, ey"
Het my Schüeler chly entsetzt gruefe, wo mir e Chüürbissuppe gmacht häi.

 

Ich unterricht eimol in der Wuche, ich gib e Chochkurs für Teenager mit em Titel „Gesunde Ernährung“ in ere Schuel, do in Oberbayern. Däm Bueb hani erklärt, ass jo alles no püriert wird und ass er spöter keini Stückli me würd gseh. Demonschtrativ hani der Pürierstab in d Suppen yyne ghebt.
"Doch, hier, die Zwiebel.... ICH SEH DIE ZWIEBEL!" Het er denn bitz übertriibe verzwyyflet gruefe, aber sys Gjommer isch im Grüsch vom Mixer untergange.

 

E paar Minute spöter het er e zwöiti Portion Suppen yynegschletzt und sy Däller derno usgschläckt wiene Hund, wo zwee Dääg nüd z ässen übercho het. "Voll lecker." Het er zwüscheduure begeischteret gsäit.

 

 

 

E paar Wuchen und zuckerfreii Muffins spöter hani mi wiider uf e kulinarischs Experimänt yyglo, ämmel für die aktuelli Gruppe. Ich ha denen elf-jöhrige Buebe verkündet, ass mer hüt e richtigi Gmüessuppe „mit Stücke“ choche. Das Wort 'Stücke' hani im glyyche Slang gsäit, wies myni Schüeler säge – das färbt nämmlig irgenwenn bitz ab.

 

Ich ha my Chorb uspackt und alli Gmüessorte spiilerisch abgfroggt. Bim Sellerichnolle häi si gstuunt und mir Antworte wie „Hä? Ein Kohlrabi?“ und „irgendwas Hässliches!“ entgeege gruefe.

 

Bim Lauch hani denn grad e Tipp gee, notüürlig mit emen Augezwinkere:
"Das ist eine Beleidigung in Gemüseform.“ Alli hei gstuunt, bis eine gruefe het "Ah, sie meinen Lauch... Du Lauch!" Denn häi sy glachen und zwee häi afo strytte, wär weeli Ufgoob überchunnt.
"Ich will die Läuche schneiden" "Nein die Läuche schneide ich, du Lauch!"

 

Können wir auch mal gefülltes Gemüse?“, bin ich plötzlig gfroggt worde. Ich muess bi settige Froogen aber immer blöd geege-frooge „Was denn? Anmalen oder ausschneiden?“

 

Augerollend het my Schüeler erklärt „kochen. Also füllen und überbacken und so.“

 

Ich ha bitz gstuunt, ass usgrächnet är mit eme kreative Vorschlaag chunnt und gfroggt, an weeles Gmües er dänkt häig zum fülle.

 

An Erbsen!“ Ich han e bitz zue lut glachen und gsäit:

 

Ja, dann füllen wir Erbsen... Ich hoffe, ich finde eine grosse Gratinform.“

 

 

 

Au die Suppe isch zu myner Verwunderig rächt guet aacho: Mir häi none Hampfle Buechstabenuudle dry do. Mit deene häi sy doofi Wörter an Dällerrand gschriibe. Me merkt an settige Wörter denn amme no guet, wie wyyt die hormonelli Entwicklig isch.


Mit "am besten schmeckt mir das Wasser“ het denn ein vo de Jüngling d Stilli vom Ässen unterbrochen und gnüsslig e Löffel Bouillon yynegschlürft. Er het my aagluegt und fascht chly aadächtig gsäit "ich finde, das schmeckt so nach Essen....nach richtigem Essen".

 

Settigi Momänt mache my amme churz sproochlos. Danke Lauch.

 

 15. Kolumne, 26.1.23

Nid-Mach-Lischte

 

Eigetlig hani mir e Kaffi welle machen und denn die üblige Morgenufgoben erledige. Denn isch my Teenager-Tochter in d Chuchi gstürmt mit em Tascherächner, wo nümm goht. Und das genau vor der Matheprüefig. Ich ha das Schrüübli zum s Batteryyfach ufmache chuum gsee vo bloossem Aug, geschweige denn sone Bääbistuube-Miniaturschruubezieier gfunde. Es Sackmässer au grad nid. Also hani alles lo gheien und im Chäller in euser zämmegwürflede Wärkzüügchischte gsuecht.

 

 Vo oobenabe häi plötzlig d Chind gruefe, ass grad e riise Spinn zmitts über e Tisch chrabblet. Ich ha in däm Buff sowieso nüd gfunden und bi wiider uufe gsegglet. Eigetlig weer jetz Zyt zum in d Schuel goo. Das säg ich au, aber my Tochter zapplet ummen und meint, si häig die Spinn jetz eventuell im Pulli inne. Wär e bitz Angscht vor deene Vyycher het, cha sich öbbe vorstelle, wie hööch s Stresslevel in euser Chuchi gsi isch.

 

Mir häi denn zämme no hektisch e Wasserfläsche gsuecht, wo verschollen isch. Alli häi unnötigerwyys lut durenand gredt aber irgenwenn numme no glache. Wo denn beid Chind äntlig, rächt spoot und ohni Tascherächner in d Schuel gfahre sy, bini mit hööchem Puls zrugg in d Chuchi. Dört hani gmerkt, ass s Kaffidösli leer isch. Zum Glück isch mir in Sinn cho, was ich mir vorgnoo ha in settige Momänt: Schnuufe, Mary, eifach schnuufe. Es git Schlimmers.

 

Fürs neue Joor hani mir wenig vorgnoo. Chly meh Rueh und äntlig mol alli sälberbaschtlete Guetschyyn vo de Chind yylöse. Au für e jewyylig Daag nimm i mir nümm ganz so vill vor, denn e zue langi To-do-Lischte stresst mi zimmlig. Ich ha sogar im Chopf e „Not-To-Do-List“ afo schryybe. Also en Art „Nid-Mach-Lischte“.

 

Das isch rächt entspannend, wenn me sich mol überläit, was men alles NID no wett mache. Pauschali Sache wiene Spagaat üeben oder Chineesisch lehre – das mach i sicher NIE in myn Lääbe. Au in mängi Länder will ich nie reise, ich will nie uf e hööche Bärg uufe chlätteren und sicher au nie go Bungee springe. So beruehigend!

 

Au im Alltag hani e „Nid-Mach-Lischte“: Ich will nie alli Fänschter uf eimol butze, ich wett nümm „jo“ säge, wenn i eigetlig „näi“ mein und nid us Aastand blöödi SMS-Sprüchli beantworte. Ich will kei Light-Tonic und au kei unnötige Ginggernillis me chaufe. Und nid alles im letschte Momänt erleedige. Okay, das dönt scho fascht wie richtigi Vorsätz, aber halt zum nid mache.

 

Ich ha denn also e paarmol tief gschnuuft und bi nomol in Chäller es neus Pack Kaffi go hole. Denn Kaffi-Noochschuub, das hani mir tatsächlig vorgnoo, darf nie feele. Woni wiider uufe chumm, gsehni die Spinn über e Chuchiboode laufe. Si isch würklig sehr grooss und jetz weiss ich, was ich as neggschts nümm mach: Wäge Spinne verschrecke.

 

 

 

14. Kolumne, 15.12.22

Gueti Zyt

 

„Dene wos guet geit, giengs besser, giengs dene besser wos weniger guet geit...“ Das Lied vom Mani Matter isch eigetlig immer aktuell. Doch jetz im Advänt grad bsunders, find i. Sett me sich biz zrugghalte mit Sache chaufen und zig Liechterchettenen ums Züüg umme wiggle? Chani mir der Bsuech uf em Wienechtsmärt überhaupt leischte?

 

Früener isch es doch normal gsi, ass me vom Wienechtsmärt irgendöppis us Filz, es verbrennts Muul vom Glüehwyy und e Sämffläcken uf der Jagge mit hei gno het. Hüt sy mängg Lüüt froh, wenn si no ohni Sorge chönne heize. Aber gohts dene Lüt besser, wenn sich anderi zrugg halte? Oder sölle die, wos häi, nid erscht rächt vill usgee? Obwohl vill gee cha men au mit wenig Gäld...

 

Schyynts wird do z Bayern so vill gspändet wie sälte, obwohl der Glüehwyy düürer und d Stroomrächnige grad dopplet so hööch sy wie amme. „...was aber nid geit, ohni dass′s dene weniger guet geit, wos guet geit“. Singt der Matter. Het er also rächt und das bassiert grad? Oder gäbe die einten eifach so vill us wie immer und anderi schaffes nid?

 

Wie jedes Joor überdänk ich öise Konsuum vor der Wienecht, erscht rächt mit däm Ohrwurm im Chopf und grad nach dene zwöi spezielle Joor hinter öis.

 

Notürlig schänke mir eus Erwachsene nüd und notürlig wird denn doch wiider für alli „nur e Chlyynigkäit“ unter e Baum gleit. Aber villicht wird das hüür würklig bescheidener. Und d Chind erinnere sich spööter schliesslig nid an der materielli Wärt vo ihrne Gschänkli. Im beschte Fall blybt hange, ass es e gueti Zyt gsi isch. Ich sälber ha wunderbari Erinnerigen an Wienachten in der Chindheit. Settigi will ich für myni Chind au schaffe. Wohrschyynlig chumm i drum jedes Joor au biz ins juflen und zwyyflen im Advänt.

 

„Drum geit weni, für dass es dene besser geit, wos weniger guet geit. Und drum geits o dene nid besser, wos guet geit.“ Isch die nüchterni Bilanz vo däm groossartige Matterlied. Im Chlyyne nimm i drus mit, ass me zu deene Mensche sett luege, wos grad nid so guet häi - öb mit Ufmerksamkeit, Zyt oder materieller Unterstützig. Und sälber sett me no meh zfriiden und dankbar sy mit däm, wo me het.

 

Vor e paar Joor hani nach wuchelangem, sälbergmachtem Vorwienachtsstress alles schön dekoriert, toll uufkocht und Gschänkli kunschtvoll yypackt. In Erinnerig isch aber dä kurlig Momänt bliibe, wo my Schwiigermueter us Versehen öise Baum mit de brennende Cherzen umgheit het! Die ganzi Sippschaft het afo Schäärbe zämmewüschen und Chuugele wiider ufhänke. Alli häi glachen und sich gfreut, ass nüd Schlimmers bassiert isch.

 

Guet, ich bi denn churz vors Huus und ha es Schnäpsli drunke. Am Änd isch d Erinnerig, ass mir zämmen e gueti Zyt gha häi.

Ich wünsch e schöni Wienechtszyt und ass es Ihne derby guet goht.

 

13. Kolumne, 10.11.2022 

Wartelüge


Mir häi z Oberdorf an der Strooss gwartet, bis es Auto haltet. 

„Warum steht hier Warte-lüge?“ Het my Fründ in gepfläggtem Hoochdütsch gfroggt. Ich lueg aben und liis „warte - luege...“ grooss und gääl vor em Fuessgängerstreifen ufdruckt. Mys Hirni säit automatisch no „- loose - laufe!“

 

Bim über d Strooss laufen erklär ich ihm lachend „das heisst warten und schauen.“

„Verstehe.“ säit er. Und au „ein Zebrastreifen ist in der Schweiz also eine Wartelüge.“

Underdessen isch er lengscht my Maa und verstoht so zimmlig alles, wenn ich Schwyyzerdütsch red. Aso wenn er mi will verstoh, aber das isch es anders Thema.

 

Ich red in Oberbayern mit euse Chind konsequänt Dialäkt. Das macht mi amme chly konfuus, das hii- und härwächsle zwüsche mögliggscht richtigem Hoochdüütsch und myner Dänk-Sprooch. 

Grad in den erschte Joor hets öbbemol es Missverständnis gee. An ere volle Buschiwindle schmecke, dönt im Dütsche, as hätt me der Inhalt probiert. Oder mys müede „ich mag nicht mehr zu dir kommen“ isch bi myner dütsche Fründin as klars Desinträssen aacho. Ass ich kei Luscht hätt, derby bini doch eifach numme müed gsi. E Pfannen isch im Dütschen immer e Brootpfanne, und e groossi, zum Byyspiil für Spaghetti, isch e Topf. „Ich koche die Suppe in der grossen Pfanne“ isch also e zimmlige Chuchi-Fauxpas.

 

Mir fehlen au immer wiider Wörter, woni eifach nid cha übersetze. Für „fyyn“ find i chuum es gschyyts Wort. Oder „jööö, lueg wie syydig“, chasch au höggschtens mit goldig oder süess umschryybe. „Es nimmt mi Wunder“ oder „e Hick“ sy au so sproochligi Stolperfalle.

So hanglen ich mi zwüsche myner Träum-Sprooch und myner dütschen Alltagssprooch hi und här. Ich ha einzelni Wörter au afo gärn übercho. Uf mys „Butterbrotpapier“ will i am Morge bim Znüüni mache nümm verzichte. S Znüüni chunnt denn in e Brotzeitdose, das dönt jo au bizli eleganter as „es Töpper“.

 

Sproochlig pass ich mi aso immer meh aa, was Vor- und Noochteil het. Denn vor luter Hoochdütsch reden und e Satzstellig säge, wo dört die richtigi isch, hani ammen es Chrüsimüsi im Chopf. Denn säg i plötzlig am Stuubetisch im Baselbiet, ass mir chalt syg, denn im Dütsche ist mir kalt. Aber in der Heimet hani chalt. Das närvt mi denn dopplet, denn i bi eigetlig gar keis Gfröörli. Übrigens au kei schöni Übersetzig: Frostbeule.

 

Bim hii- und här-übersetze fallt mir denn au uf, ass mir eus in euser Mundart ammen e biz widerspräche: Mir säge niemerem nüd und hocken uf groosse Bänkli. Mir mache schnäll langsam, nähmen e bizli vill und rüefe „chumm, gang!“ Jä was jetz?

 

My Maa cha in so Fäll numme schmunzle. Er säit au hüt no konsequänt, er geechi über e Wartelüge, wenn er in der Schwyyz über e Strooss lauft. Aber laufen isch im Dütsche jo eigetlig renne... gehen weer richtig. Aber ebe – schlächt zum übersetze.

 

12. Kolumne, 29.9.2022

Bruederhärz

 

In myner Vorstellig han ich as Chind eifach sone Mensch gschänkt übercho. Wo my Brueder uf d Wält cho isch, bin ich anderthalb Joor alt gsi. Ich ha also nummen Erinnerige mit eus zwöi, keini elläi. Wenn my Brueder gwigglet worden isch, han ich dryy dööplet. Wenn er gschlofe het, han ich ihn zuedeckt. Er het nie es eiges Buschialbum gha, syni erschte Föteli chläben in mym Album uf de hintere Syte. Und uf jedes zwöite Bild han ichs au druf gschafft. Ich has sogar gschafft, ass er mit mir Hochzyyt gspiilt het: är im schwarze Mantel vom Mami, ich mit eme wysse, alte Vorhang uf em Chopf.

 

Es sy e huffen Erinnerige, denn ich ha my Brueder vor genau 40 Joor übercho. Wo mir an sym runde Geburtsdaag zämmen aagstosse häi, han ich gspürt, wie dankbar ich für die 40 Joor Fründschaft bi. Denn das isch es au, näbe de glyyche Gen.

 

Wohrschyynlig isch das my persöönligschti Kolumne bis jetz. Aber nach über anderthalb Joor häi mir, also Sii as Läserschaft und ich do am Rand vor deere Zytigssyyte, schon e gwüssi Vertroutheit ufbout. Dorum widmen ich die Zyyle mym luschtige, talentierten und wunderbare Bruederhärz und lo Sii dra teil ha.

 

Notürlig chan ich nid alles verzelle. Do geebs e mängi Gschicht, wie mir d Furlen in Lausen unsicher gmacht häi. Wie mir us Angscht vor em Santichlause-Zämmeschiss schon e paar Wuche vorhär, am Nommidaag d Storen aabeglo häi. Mir häi dänkt, denn gseht er us em Wald ääne nid, was mir in eusem Chinderzimmer so aastelle. Dä Chlaus, es isch glaub ammen ein vom Muusigverein gsi, het aber dummerwyys fascht alles gwüsst. Wie mir zwee schlaue Goofe s Babyphone jewyls abgstellt häi, wenn d Noochberen eus ghüetet het. Denn häi mir us em Kajütebett e Rutschbahn bout oder fröhlig zämme Radio gspiilt. Mir häi as Chinder zwar kei Färnseh aber en eigeni Sprooch gha. Keis eiges Zimmer aber mir häi ganzi Zirkusvorstelligen yystudiert. Ich weiss zwar bis hüt nid, wie freiwillig my Brueder amme dur dä Hula Hoop-Reife gumpt isch, won ich ihm as Dompteurin aaneghebt ha.

 

Ich ha my chly Brueder scho immer bewunderet. Ha scho as Chind gstuunt, wien er cha Schlaagzüüg spiile, was er für unterschiidligi Talänt het und wien er syni eigene Wäg goht. Ich stuun, wien er reist, thailändisch redt und wie guet er chocht. Ich stuun, was er alles cha, was er für e tolle Papi isch und wien er Muusig macht. Ich stuun, ass mir immer wiider über e glyyche Blödsinn chönne lache, mängisch as einzigi im Ruum. Ich stuun, ass er immer es no blöders Wortspiil weiss, und ich stuun, ass er au so Inträssen an mym Läbe het und mi uf der Bühni unterstützt.

 

Eigetlig chönnt ich jetz jedes „ich stuun“ dur „ich lieb an ihm“ ersetze. Aber denn wirds e bitz kitschig. Ich glaub, Sii häi alli verstande, wie dankbar ich bi, ass ich vor 40 Joor mys Bruederhärz gschänkt übercho ha.


11. Kolumne, 18. August 2022

Tour de Suisse
„Fahre Sii uf Meiringe?“ froog ich der Poschtifahrer unnötigerwyys bim Yystyge. „Ja wenn ich der Weg finde, gäng scho“ antwortet är mit eme Lache. Es sy nur e Hampfle Lüt im Poschtauto, und alli reede mitenand, as weers e Reisegruppe. Gly bini au zmitz in das Gsprööch verwigglet, wie guet dä fröhlig Fahrer der Grimselpass kennt. Er fahrt los und kommentiert mit Begeischterig und in Haslitaler Dialäkt die bsunderi Strecki. Immer wiider dönt s Poschtihorn, für mii e nostalgischi Erinnerig, woni lang nümm ghört ha: DÜÜ DAA DOO.


Es isch e Mittwuch im Juni, ich erfüll mir es Tröumli und reis der ganz Daag elläi mit ere Daagescharte durs Land. So vill Schwyyz wie möglig in eim Daag erläbe, isch mys Motto. Ganz früeh bini los, via Arth-Goldau diräkt uf d Rigi uufe. Im alte Zaahnradbähnli sy nur wenig Lüt. E paar Tourischte, wo filme, und e paar sehr ähnlig agleiti Seniore sitzen uf de Holzbänk.

„Sii, Sii hend der Hoseschlitz offe!“, rüeft plötzlig e Frau Richtig Mannegruppen übere. Chly beschäämt chnüüblet der eint an syner Funktions-Wanderhosen ummen und säit „Merci“, was d Frau mit „Ja, er bruucht denk e chly Luft!“, kommentiert. Alli luege däm arme Kärli uf e Schritt. Ich merk erscht spöter, ass
die sich gar nid kennt häi.

Das cha jo no luschtig wärde, dänk ich und wyych am Tourischt us, wo mir sy Natel-Verlengerigs-Stängel fascht ins Gsicht bänglet.


Nach em Kaffi und der wunderbaren Ussicht bini genau so lang uf der Rigi, bis es Bähnli voll
Räntner in Wanderkluft uf e Bärg chunnt. So vill karierti Hemmli und trennbari Hoose hani sälten
uf eim Fläck gseh, e heerrligen Aablick. Via Brunnen und em 'Platz der Auslandsschweizer' fahr ich uf der Gotthardstrecki via Göschenen uf Andermatt ufe. Vo dört wyter nach Oberwald, woni langsam e chly müed ins Grimselposchti styg.


Öise Fahrer verzellt öppis über die berühmte „Cheerine“ und e dütschi Mitfahrerin froggt prompt "Was ist mit dem Käse?“ Es isch e Gaudi. Am Seeli uf der Passhööchi red i mit em Chauffeur über mys Reisli. Mir sy lengscht bim Du aacho und stelle fescht, ass är eigetlig au us em Baselbiet chunnt! Die Wält isch amme so chlyy. „Mir sette wyyter fahre“, meint er irgendwenn, mir laufe zrugg zum Poschti. „Es fahrt noni ab“ säg ich, „es sitzt jo no kei Fahrer dinne“.


Z Meiringe hätte mir no lang chönnte wyyter plaudere, ich ha aber s letscht Schiff vo Interlaken uf Thun welle verwütsche. Am Schluss bin ich in föif verschiidene Verchehrsmittel ganzi 14 Mol
umgstiigen und 16 Stund unterwägs gsi. Ass näb dere schöne Landschaft so vill Unterhaltig in ei Daag Schwyyz passt, hätt i nid dänkt.


„Über das Reisli schryyb ich e Kolumne in öiser alte Heimet“, säg ich am Schluss zum Chauffeur. Sys „güüet“ döönt zwar nümme ganz Baselbieterisch, aber was sells. Dä Daag isch guet oder güüet
oder eifach heerrlig gsi.

 

10. Kolumne vom 19. Mai 2022

Do ischs jo scho

„Ah, do ischs jo scho!“ Säit mys Groossmutti jeedesmol, wenn ich e Foti mit mym Handy mach und s nochhär grad zeig. „So schnäll goht das hüt!“ Stuunt si immer wiider über die cheibe Technik. Keis Film yyschicken und daagelang warte, bis er entwicklet isch. Aber eben au kei Foti uf Papyyr, wie si bi mym Groosi zu Dutzenden ummeligge. Die alte, no guet erhaltene Bildli mit däm wällige Rand. Ich lueg die gärn mit ihre zämmen aa. Ich lueg grundsätzlig gärn Föteli aa - es sy Momänt, wo men as Erinnerig konserviert het.

 

Ich bi jo die Generation, wo no beides kennt. Das Abwarte, was ächt us deene Fotene vo der Schuelreis uf der Schoofmatt obe worden isch. (Uf der Helfti vo de Bilder sy en unscharfe Chüelturm vo Gösgen und e paar vergwaggleti Chüeh am Wägrand druf gsi.) Und ich kenns natürlig guet, dass me ständig und überall druf los fötelet und nochhär alles löscht, wo unscharf isch oder eim nid gfallt.

Mir chönnen eusi Erinnerigen optisch schöner gstalte. Öppis wo im Hintergrund stört oder s Byybeli uf em Chiini eifach wäg retuschiere. Mir chönne s Erläbte mit eim Filter no farbiger machen as es eigetlig gsi isch.

 

Amme loni äxtra es paar nid perfekti Föteli und Schnappschüss im Speicher. Überhaupt sy Schnappschüss toll. Obwohl ich mi amme scho frog, was d Eltere so ins Fotialbum yykläbt häi. Zum Byyspiil mii, öppe eijöörig, wieni vor em Huuszält ime Zuuber voll schuumigem Wasser sitz und 'es Lümpli' in der Hand ha. Spöter hani erfahre, ass ich dervoor in d Hose gmacht ha und si in däm Becki eigetlig myni Chleider gschwäsche häi. Ich syg denn dryy ghockt und der Papi hets gfötelet. Wohrschyynlig isch es nid symbolisch gmeint, ass ich im Gagg sitz. Es isch halt eis vo dene Bilder uf em 36-er-Film vom Summer 1982. E nid perfekti Erinnerig ohni Filter und Retusche.

 

Hüt wird jo eigetlig au jede Gagg gfötelet. Sogar leergässeni Däller. Die wärde denn au no veröffentligt mit Untertitel wie „isch guet gsi“. Also verstönde Sii mi nid falsch, i ha nüt gege Bilder vo Ässe. Uf mym Instagram-Account findet men au Brot und Geburtstagschüeche. Aber bitz komisch isch das scho. Ich würd jo nie mit eme Foti von eren Öpfelwääien am Bahnhof umme stoh und rüefe „lueget alli, was ii hüt bache ha!“

 

Der ganz Umgang mit Bilder isch halt en andere worde. Und drum gniess is immer wiider, wenn ich mit mym Groosi am Stuubedisch sitz und mir die chlyyne, alte Bildli aluege. Ab und zue mach i denn au e Foti vom Groosi, as Erinnerig. Wie letschti, wo my Sohn ihres faltige Gsicht mit der Lupe genau aagluegt het – e heerrlige Schnappschuss! Wo ich mym Groossmutti das Föteli chly spöter uf em Handy zeigt ha, het si gstuunt, glachen und denn gsäit „do hani jo die glyyche Chleider a wie jetz!“

Ich lieb das Foti. Und mys Grossmutti no vill meh.

 

 

9. Kolumne vom 31.März 2022

 

Egoischte

Letschti bini mit myner Teenager-Dochter ame Samschtig-Vormittag ins Hallebad. In es groosses mit Whirlpool und warmem Ussebecki und so. Mit volle Däsche sy mer uf München übere gfahre, mir häi sogar je es Buech yypackt, zum zwüsche duure chly z läse.

Im Bad isch es heerrlig gsi und gar nid so voll. Mir sy denn scho rächt früeh ins Bistro go Pommes ässe. Schwümme macht schliesslig hungrig und ässe müed, so häi mer dernoo gmüetlig wellen uf e Liggstuehl go verdauen und läse.

 

Mit Baddüecher, wo mer ume Körper gwiggled häi und in nasse Schläppli sy mir in däm riise Hallebad umme gloffen und häi schnäll gmerkt, ass uf jedem Liggstuehl schon es Badduech lyt. Au uf allne Plastigstüehl und uf allne Sässel, sogar in de Strandchörb uf der Galerie oobe, eifach uf allem, wo d irgendwie chasch sitzen oder ligge, isch sones blöds Duech gläge! Nur druff ghockt isch chuum mol öpper.

 

Am liebschte hätt i zwee vo deenen Egoischte-Lümpe wägg gschleuderet und öisi druf gleit. Aber für so öppis fehlt mir denn amme der Muet. Drum hani ein vo de Badmeischter gfroggt, öb mir irgendwo chönnen aanesitze. Äxtra chly naiv han em gsäit, ass überall öppis druf lyt. Das syg leider so üblig, het er bitz schuldbewusst gsäit und mir denn sy Stuehl aabotte. Grad näbem Chlyychinderbecki. Ich ha denn lieber wyter gluegt. Wien e Rotmilan, wo über em Fäld kreist, häi myni Auge die wyysse Plastigmöbel abgsuecht.

 

Was sy das für Mönsche, wo alles reservieren und denn doch nid bruuche? Das sy bestimmt so Lüt, wo im Zug mit EIM Koffer es ganzes Viererabteil blockiere. Wenn me die denn fründlig frogt „isch do no frey?“ - und derby eigetlig dänkt „nimm sofort dy Koffer wägg, du Egoischt!“ - denn stöhne si aagsträngt uf, ass hätt me se beleidiget.

Am Büffet nämme settig Lüt immer vill meh, ass si chönnen ässe. Wohrschyynlig parkiere die Mönsche au so, ass nääberdra kein me Platz het, Hauptsach der eigeni Chaare stoht guet.

 

„Mami, do hets leeri Stüehl!“, het my Dochter gruefe. Si isch aane gsässen und het im 'Harry Potter' gläse.

Aber ich bi los grennt! Ich ha alli Düecher und Däschen us em ganze Bad ins Becki vo de Schwümmer gschosse. Denn bini in schönschte Strandchorb ghockt und ha zuegluegt, wie d Lüt verzwyyflet versuecht häi, die pflotschnasse Sachen us em Wasser z fische. „Das ist nicht üblich!“, het der Badmeischter immer wiider gruefe. Alli sy mit ihrne Sachen us em Bad gsecklet, ich ha in jedi Kabyynen e Zeedel mit „RESERVIERT“ ghänkt. D Lüt häi sich in de Gäng umzogen und us de Boxen in der Decki isch lutti Muusig cho – der Falco mit „..die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist“. Ich ha zuegluegt und grinst.

 

„Mami, was isch so luschtig, worum liisisch du gar nid?“, het mi my Dochter plötzlig us myne Gedanke grisse. Zum Glück fehlt mir ammen e chly der Muet. 

 

 

8. Kolumne vom 19. Februar 2022

Zumba

Scho vo wyytem ghört me luti Latino-Muusig. „Ui, das weer mir pyynlig.“ Dänk ich, woni denn die Fraue gseh. Si danzen in knallänge, faarbige Sportchleider zmitts uf eusem Määrtplatz. Es isch grad groosse Määrt, oder 'Marktsonntag', wie mir do z Oberbayern säge, und ich chumm däm uffellige Zumba-Stand immer nööcher.

 

Us de Boxe dröhnt Muusig mit sehr vill Bass, ich ghör numme Klongklong-Corazon- irgendöppis-spanischs-mi amor. „Älläi die Muusig weer nüt für mi, und ich hätt soo Hemmige, vor all deene Lüt zmitts uf em Määrtplatz ummezhüpfe“, gohts mir so dur e Chopf, ich lueg däm Spektakel glyych fasziniert zue.

 

E gueti Fründin wird au vo der Muusig aaglockt, und e Viertelstund spöter häi mir e Termin für es Zumba Probetraining im Danzstudio. „Jänu, es cha jo nüt schaade, e chly Kondition uf- und Vorurteil abboue“, dänk ich mit däm Zeedel in der Hand.

 

Am Daag vo euser Schnupperstund suech ich myni alte Turnschlappen und überlegg, was ich chönnt alegge. Zue ängi Hoose sy mir sällmol no unagnähm gsi, denn mir wüsse jo, wär immer d Wohret säit: Chinder, Bsoffeni und Leggins.

 

My Fründin und ich stönde denn in halbwägs sportlige Chleider im Danzstudio, eusi Trainerin strahlt eus aa. Uf all ihrne Sache stoht grooss 'Zumba' druff. Sogar uf den Ammedyysli und der Drinkfläsche.

 

Zerscht chömme mir en Yyfüehrig ohni Muusig über. Si verzellt öppis vo Salsa und fuchtlet mit ihren Ärm umme. Der Ruum het zum Glück kei Spiegel, ich muess my aso nid sälber aaluege bim ummehüpfe. Denn gohts los.

 

Wie scho uf em Määrtplatz dröhnt jetz es fätzigs, südamerikanischs Lied us de Boxen über öis. D Trainerin chlatscht motiviert in ihri Händ, mir chlatsche mit und probieren ihri schnälle Schrittli irgendwie noochezmache.

 

Ich ha in der Fahrschuel scho Müeh ghaa mit rächts und linggs und so bini scho froh, wenn ich der richtig Arm in der Luft ha. My Arm gwagglet derby aber immer e chly lenger as er sött.

 

In jedem Lied wird luut 'ZUMBA' gruefe, as chönnt me das süscht vergässen oder mit eme Töpferkurs verwächsle. Mir halte dapfer duure, kreise mit eusne Hüften und mache schnälli Schritt in alli Richtige. Nach jedem Danz chlatschen alli, und irgendwie macht das Ganze denn au Spass. So unterschryybe mir beidi der Vertrag und danzen ab jetz jedi Wuche meh oder weniger motiviert Zumba.

 

 

Aso öppe zwöi Johr lang häi mer das gmacht. Denn das Ganzen isch scho lang här. Ich ha sithär au rächt vill Hemmige chönnen abboue. Zum Byyspiil bini underdessen au uf eusem Määrtplatz vor villne Lüüt gstande - woni e Reed ha dörfe halte, nid danzend. Und ehrlig gsäit verwütsch i mi amme derby, wien ich rhythmisch und hemmigsloos mit de Hüfte due kreise, wenn us em Radio eis vo deene spanische Zumba-Lieder chunnt.

 

 

7. Kolumne vom 13. Januar 2022, Großauflage

 

Vorsätz

„Ich ha mir fürs neue Joor vorgnoh, ass i zwöi Löcher meh in myni Gürtel mach!“ Das hani letschti neumen ufgschnappt. Das isch doch mol e Neujoorsvorsatz, wo men au cha duurezieh und eim öppis bringt. Grad wenn eim d Hoose zwüsche Wienecht und Neujoor überraschend yygange sy.

 

Was häi Sii sich für das neue Joor so vorgnoh? Eine vo de Klassiker wie sich meh bewegen und gsünder ernähre? Es isch Aafang Joor nach de Feschtdäg – ässe Si Ihri Pommes Frites mit Ketchup, Mayonnaise oder mit schlächtem Gwüsse? Vorsätz chönnen aber au praktisch sy wie meh ufruumen oder Büecher lääse.

 

 

 

Eigetlig cha men au die nid ufbruuchte Vorsätz vom letschte Joor nomol füürehole, die sy jo meischtens no gültig. Das isch bi mir eso.

 

Ich ha mir s letscht Joor vorgnoh, ass i mys Huus mol so richtig usmischt. Der aagsammlet Grümpel entsorge, Platz schaffen und denn erlyychteret sy, isch mys Zyyl gsi.

So hani grad im Jänner ganz motiviert in der Wöschchuchi unden aagfange. My Wöschchuchi, müese Sii wüsse, isch eigetlig der Chäller für fascht alles. Für Vorrööt oder Ufbewahrigsort vo saisonale Sache wie Schneehose für die ganz Familie, wo mir sträng gnoo genauso wenig bruuche wie die zwöi Dotzed leere Kartonschachtle. Die Schachtle, wo me wägg duet, wil me se mol für es Päckli chönnt bruuche. Ich ha aso ganz vill vo dene zville Schachtle vertrampt, Züügs entsorgt, Gumfigleeser abgstäubt und alles wiider schön yygruumt.

 

 

 

Es paar früsch ufgruumti Chuchi-Schuubladen und Kommode spöter het my Elan aber noochegloo. My Chleiderchaschten isch zum Byyspiil immer no sehr voll mit Chleider, wo mir nümm gfallen und woni nümm dry pass, egal öb z grooss oder z chly. Und au mit Chleider, won ich biz hoff, ass si mir irgendwenn wiider passe.

 

Und denn sy do no die löchrige Hoosen und Lyybli, won ich sit Joore due ufbewahre, falls ich wiider emol e Wand mues stryyche. Numme hani vo denen alte Mooler-Chleider fang so vill, ich chönnt s ganz Quartier renoviere dermit. Oder das Schublädli mit denen alten Unterhoose, woni my würd schämme, wenn sen e Notarzt z Gsicht überchiem. Also wägg mit däm Plunder - ich mischt das Joor eifach dört wyyter us, won ich s letscht Joor ufghört ha.

 

 

 

Und es isch würklig es erlyychterets Gfühl, sonen uufgruumti Wöschchuchi, e suuberi Bsteckschubladen oder e Chuchichaschte, wo eim bim Ufdue keis Töpper-Dösli uf e Chopf gheit. Und bi däm ganzen Usmischten und Putze bewegt me sich jo au grad e chly meh. Villicht länkt das au vo der Gutzibüchsen ab. Und wenn me dört doch mol drylängt oder sich e Portion Pommes Frites trotz gsundem Vorsatz gönnt: Im Wort 'Kilokalorie' versteckt sich bim gnaue Lääsen au es 'ok' in der Mitti... Es isch immer d Dosis, wos uusmacht, dass eim der Gürtel doch no passt.

 

 

In däm Sinn non e spoots aber gnüssligs guets Neus – mit oder ohni Vorsätz.

 

 

 

6. Kolumne  vom 9.Dez. 2021

 

Adväntskaländer 

As Chind ha mi jede Daag druf gfreut, wenn ich am Adväntskaländer es neus Düürli ha chönnen ufmache. Derhinter isch jewyylen es gmolts, bitz kytschigs Bildli gsi. Am 24. hets denn es groosses, dopplets Düürli gee, meischtens mit der Zeichnig vom Wienechtschindli in der Chrippe.

 

Die bsunders schönen und wärtvolle Kaländer häi no Glitzer ufdruckt gha. Ich ha denn amme mit de Händ drüber griiben und mir dä Glitzer voller Freud uf d Hoor gstriche.

 

Ich weiss an deere Stell nid rächt, öb ich in Lausen es bitzli hinter im Mond gläbt ha oder myni Elteren us pädagogische Gründ die eifache Papyyrkaländer bevorzugt häi. Immerhyn bin ich au joorelang ohni Färnseh ufgwachse, was my Maa bis hüt fascht nid cha glaube. „Was habt ihr denn gemacht in eurer Kindheit?“ Frogt er denn amme, und ich säg woohrheitsgetreu „dusse gspiilt“.

 

Aber item, mir häi halt ebe jedes Joor sonen analoge Bildlikaländer gha, und ich weiss dorum au nid genau, wenn die Kaländer mit Schoggi dinne normal worde sy. Jedefalls isch das für mi en enormi Steigerig gsi, vo gmoolte, chuum erkennbare, farbige Zeichnige zume Schöggeli hinter em Karton-Düürli. So vill zu myyne Chindheitserinnerige mit Adväntskaländer.

 

Mit reine Schoggikaländer muess me hütt jo nümme choo, höggschtens zuesätzlig. Sit Joore liggen ab em Herbscht ganzi Bäärge vo Spiilzüüg-Adväntskaländer in de Lääde. Riisigi Packige mit Lego-Barbie-Pokémon-Harry Potter-Playmobil und was weiss ich nid alles drin.

 

Es git au gfühlt jedes Joor meh Kaländer numme für Erwachseni. Zum Byyspiil mit Sogge, Alkohol, Make-Up und für 'meh Würzi' au mit schlüpfrige Spiilsache – oder mit Gwürz. Es git nüd me, wos nid git.

 

In de soziale Medien übertrumpfe sich Mensche mit Föteli vo ihrne sälbergmachte Kaländer. Meischtens 24 perfekt yypackti Gschänkli, schön arrangiert oder an d Wand ghänkt. Natürlig han ich das joorelang au gmacht und in nächtelanger Arbet chlyyni Sachen in chlyyne Seckli für myni Chind ans Stäägegländer ghänkt. Praktischs Züüg wie Pomade- und Bleistift, Naasdüechli und Radiergummis.

 

Hüür het my Teenager-Dochter aber verkündet, ich müess ihre keine me baschtle. Sii wünsch sich eine mit Kosmetik us em „Drogeriemarkt“. Jetz duftet mys Chind jeede Daag nach emen andere Creemli. Der Sohn het au e kaufte Kaländer, won er jede Daag es Rätsel darf lööse. Beidi häi au no es Buech, wo d Gschicht dääglig es Stück wyyter goht.

 

Vor e paar Joor han ich uf mym Blog uf Facebook my nostalgischi Erinnerig an die Adväntskaländer teilt. Drufaabe het mir en ehemaligi Arbetskollegin, ich säg ihre jetz eifach mol Grittli, prompt jedes Joor so eine gschickt, au hüür. Er het zwar dasmol kei Glitzer druf, derfür lüüchte myni Auge bi jedem Düürli, won ich ufchnüüblen und derby in glitzrigen Erinnerige cha schwelge. Danke Grittli.

 

 

5. Kolumne, vom 26. Nov. 2021

 

'Gwhamt'... 

Jetz hets mi verwütscht! Eifach soo, ohni Vorwarnig!

Ich ha immer gmeint, ich häig das im Griff und chönn sälber bestimme, wenns sowyyt isch. Letscht Joor bini no rächtzytig vorgwarnt worde, ich ha chönnen uuswyychen und soo das ganze wenigschtens es bitzli uusezöögere. Aber jetz hets mi scho ungwohnt früeh verwütscht, woni hüt am Morge ganz näbeby bym Müesli mache der Radio agloo ha. Zerscht ghört me numme die Glöggli, das typische „kling, kling, kling, kling“ und denn setzt die weichi Stimm y: „last Christmas I gave you my heart, but the very next day, you gave it away...“

Do isch es! Nooni mol Advänt und ich bi 'gwhamt' worde!

 

Jedes Joor mach i mir dä Gschpass drus, möögligscht spoot verwütscht wärde bim erschte Mol 'Last Christmas' loose. Bi allem anderen in deene Wuche vor der Wienecht isch me jo meischtens froh, wenns mögligscht früeh erlediget isch.

Sii nämme sich jo villicht au jedes Joor vor, jetz mol würklig alli Gschänkli früeh barat z ha? Und denn no die ganze 'mir schänken eus jo nüd' - Chlyynigkäite, do sammlet sich ammen e Huffen aa und plötzlig het dä Dezämber doch e chly weniger Dääg, as eim lieb isch.

 

Sit ich Mami bi und die Wienechtszyt vor allem für myyni Chind schön will gstalte, weiss ich: Der Stress chunnt denn doch so zueverlässig wie der Heisshunger nach em Schwümmbad. Bis ich alli Liechterchettenen entwirrt, e paar Sorte Gutzi bachen und die aagsammlete, baschtlete Dekorsächeli ufgstellt ha, cha me bald die letschti Cheerzen uf em Chranz aazünde.

 

An de meischte Dekoratione, wo d Chinder us der Schuel und em Chindergarte mitbrocht häi, isch es Näggi ab. D Flüügel vom Holzängel gwagglen au scho lang. Aber trotzdäm häi grad d Chinder e Freud, wenn die gwohnte Sache wiider neumen im Huus ummestönden und -hange.

 

Spöötischtens wenn d Noochbere wiider mit ihrem Liechterchette-Wettrüschten ums Huus ummen aafönge, denn weiss ich, es goht wiider los. Bym einte Noochber stoht immer es grosses Reentier, wo blinkt, vor em Huus. Ich ha kei Ahnig, was das sell. Bim andere freut sich der Stroom-Aabieter über e ganze Laubbaum, wo bis Ändi Jänner häll lüüchtet.

 

Der beschti Start in die bevorstehndi Adväntszyt isch für mi aber kei lüüchtige Kytsch im Vorgarte, es isch ebe denn, wenn ich ganz plötzlig und musikalisch 'gwhamt' wird. Wenn ich denn heimlig das ganze 'Last Christmas' cha mitsingen und mi villicht es bitzli schäm derby, denn fot die spezielli Zyt aa.

„...This year, to save me from tears...“ so döönts die neggschte vier Wuche bis zur Wienecht no mänggmol us em Radio. Irgendeinisch verwütschts nämmlig jeden und jedi emol mit däm Ohrwurm. Ich hoff, Sii häi scho ein bim Läsen übercho und ich wünsch allnen e zfriideni Vorwienechtszyt, egal zu weeler Muusig.

 

 

4. Kolumne vom 16. September 21


D Hoosen aabeloo

„Du hast in dreizehn Jahren Ehe selten solche Geräusche gemacht!“ säit my Maa chnochedroche nääbe mir.

Ich versuech scho sit Minute myni neue, orthopädische Stützstrümpf aazlegge.

„Immerhin haben wir zwei Kinder gezeugt....“ kommentiert er wyter my schweisstryybendi Ufgoob. Und er säit das genau soo, ich cha my dütsche Maa schlächt übersetze.

„Ahhhhh!“ stööhn ich, ehrlig gsäit scho chly übertriibe lut. Ich has derby aber gschafft, der Strumpf bis in d Mitti vo mym Fuess z zieh.

Denn wärde d Chinder vo myne Grüsch aaglockt.

„Mama, was masch du do?“ wird ich mit vill Verwunderig gfroggt.

„Das sy Strümpf vom Arzt, dank deene selle myni Bei nümm so weh due...“ säg ich und stöhn wiider uf - der Fäärsen isch jetz au dinn.

 

Herrje, was isch numme bassiert, chuum bin ich Vierzgi worde, bruuch ich settig Strümpf. 'Knackigi Vierzgi' säg ich immer, denn es knackt, wenn ich mii beweeg.

Das isch denn wohrschynlig ändgültig das 'Erwachse sy', ämmel us körperlicher Sicht.

 

Amme fühl ich mi gärn so richtig erwachse. Wenn ich d Znüüniböxli vo de Chinder diräkt am letschte Schueldaag wäsch statt erscht am Ferienändi, wo si fascht scho dervo laufe vom Schimmel. Und wenn ich die Erschti bi, wo der Ghüdersack pünktlig an eusi Strooss füre stellt. Oder wenn ich bim Aalegge meh Wärt uf 'warm ha' statt uf 'cool usgseh' legg.

 

Früener bini amme no närvöös worde, wenn Ändi Septämber der Silveschter noni im Detail plant gsi isch. Hüt bin ich froh, wenn ich wach blyyb, bis es Zwölfi schloot. So verändere mir eus halt, und doch dänk ich zum Byyspiil amen Elterenooben immer wiider „Jesses, die ganzen Erwachsene doo!“ Denn so erwachse wie mänggi Glyychartrige würke, wett ich denn doch nie wärde.

Und ich find, es fühlt sich au chly kurlig aa, wenn ufs Mol e Polizischtin knapp halb so alt isch wie me sälber. Oder der Lehrer vo dym eigene Chind au fascht dyys Chind chönnt sy! Es isch halt son e Sach mit däm eigenen Altersempfinde.

 

Ich has denn äntlig gschafft, der zweit Strumpf mit Chnoorzen und Stöhne ganz uufe z zieh.

„Also wenn mir das nid so pyynlig weer, würd ich glatt e Kolumne drüber schryybe“ säg ich so zu mym Maa, wo däm spoortlige Schauspiil immer no interessiert zueluegt.

„Mach doch“, säit er „so schicke, schwarze Strümpfe sind doch nicht peinlich!“.

 

Unterdesse weiss ich übrigens au sämtligi Trick, wie das alles besser goht, denn au derzuelehre ghört jo zu däm Erwachse syy. Wie au akzeptiere, dass sich der Körper immer wiider veränderet. Mit jugendlige Nüünzäähni hätt ich das nie dänkt, au wenn ich mi denn amme sehr erwachse gfühlt ha.

 

Ich legg Jeans drüber aa und frogg mi, öb ich das Thema sell verschwyygen oder wortwöörtlig 'd Hoosen aabeloo'? Ich entscheid mi fürs ‚Derzue stoh‘: Zmitts im Lääbe, mit allne Veränderige, mit myyner volle Gröössi und in schwarze Strümpf stand ich derzue.

 

 

3. Kolumne vom 6. August 2021

 

Uusestüüdele

      

Jetz isch es bassiert, jetz hani die Kolumne, wo Sii grad läse, bis zum letschten Augeblick uusegschobe. Ich ha immer wiider öppis anders gmacht, an Zügs umme studiert und mi sälber abglänkt.

 

Und wüsse Sii was? Ich weer sogar z fescht abglänkt, zum en aaständige Täggscht zum Thema 'Prokrastination' z schryybe. So säit me dere cheiben 'Ufschieberei' uf Dütsch; ich find die beide Wörter gar nid schön. Es geeb jo e Huffe schöni Wörter, won ich gärn säg. 'Syydefyyn' zum Byyspiil, 'Gluggsi' oder 'Füürobebier'.


Es manglet au überhaupt nid an Idee, glaube Sii mir, my Chopf isch voll dervo. Ich hätt au rächt vill Schryyb-Fuetter us mym Schuelchochkurs, won ich jedi Wuche gib. Und Fuetter isch in däm Zämmehang au es schöns Wort.

      

Ich ha eigetlig immer z vill Gedanken im Chopf. Bevor ich öppis Neus aafang, setti jedesmol es paar Ordner im Hirni zuedue.

 

So Züügs erledige wie am Zahni äntlig aalüten oder überlegge, was ich hütt scho wiider zum Zmittag sell choche. Und häi mer eigetlig no Eier im Chüelschrank? Wenn dä denn scho mol offen isch, chani au grad es Mümpfeli Chees ässen und denn überlegg i bim Chöie, wär eigetlig immer das Fääderli in die Eierschächteli yyne leit?

Und so fliege ständig Gedankefätzen a mym Chopf verby und amme pack ich eine dervo und dänk en wyter.

 

Denn frog ich mi, öbs ächt es anders Wort für 'Synonym' git?

Würd e Kranich zum andere Kranich 'Kran-du' säge?

 

Isch es Ruumschiff voll mit Fraue 'unbemannt'?

Und was häi eigetlig Schmätterling im Buuch, wenn si verliebt sy?

 

Ammen entstönden us dene Gedanke ganzi Täggscht. Aber meischtens gang i doch lieber no schnäll go d Kaffimaschiinen entchalche.

 

Oder ich lueg bi Facebook no es luschtigs Chatzevideo, wo mi wiider drüü Minuten unnötig ablänkt.

 

Und wenn ich mys Natel scho in der Hand ha, lueg i au grad, öb es neus E-mail cho isch. Ah jo, e Rabattguetschyyn für sones Fraueheftli isch cho. Worum sy in dene Heftli eigetlig Rootschleeg zum Abneh UND Torte-Rezäpt hinderenander abdruckt?

      

So läb ich immer wiider die 'Prokrastination'. Und wien ich das stolprige Wort so tipp, fallt mir uf, dass do jo 'Tina' drin vorchunnt. Und 'Nation'. Do hani doch letschti neume gläse, dass sich au der Olaf im Wort 'Colafläsche' versteckt. Numme macht das überhaupt kei Sinn.

 

Die ganze Gedanke mache meischtens chuum Sinn. Sinnvoll weers aber, wenn ich jetz der dräckig Bachofe no rasch uuseputz, bevor ich die Kolumne fertig schryyb.

      

Häi Sii sich eigetlig au schomol gfrogt, wo bi vier Schiinen im Bachofe die mittleri Schiinen isch?

Das frog i mi scho lang. Näbem Bachofe hangt der Chuchi-Kaländer, und ich gseh grad, dass ich jo no über 1 Wuche Zyt gha hätt zum schryybe!

 

Uusgrächnet bi däm Thema verchumm i im Datum. Und jetz fallt mir au äntlig es schöns Wort yy für das, woni die lengschti Zyt gmacht ha: Uusestüüdele.

 

 2. Kolumne vom 3. Juni 2021, Großauflage

 

Gueti alti Zyt

Früener sy vill Sache besser gsi, ich im Chopfrächne zum Byyspiil oder s Fährnsehprogramm. Gfühlt häi mir im Winter meh Schnee und im Summer weniger Unwätter gha. Sit sich eusen Alltag dur die Pandemie veränderet het, dänke vill no lieber an die gueten, alte Zyte zrugg. Wo mir eus no hemmigslos abgschmützlet häi oder an d Chindheit, wo s gheisse het „chumm hei, wenn d Stroosselatärnen aagönge!“

      

Au bi materielle Sache het sich einiges veränderet. Myni Chind loose zum Byyspiil no vill Kasette. Do wird ich jo scho chly sentimental, bin ich doch die Generation, wo Kasette zum Batteriie sparen im Walkman mit em Bleistift gspuelt het. Und ich dänk au no gärn an sonen erfolgryych ufgwigglete Bandsalat in dene Kasette zrugg.

 

Mänggi Sachen ändere sich für immer, und so sääge mir ab jetz: „Früener häi mir im Waldeburgertal no eusi WB gha!“ Sone Fahrt im Waldeburgerli isch amme meh as einisch am Daag nötig gsi zum ins Tal oder – für jungi Mensche vill wichtiger – us em Tal z cho. Die Fahrte sy eim grad in der Nacht ammen ewig lang vorcho, und das Bähnli het au syni Eigeheite gha: Im Winter hets eim unde heissi Luft an die nasse Schueh bloosen und obe sy alli Schyyben agloffe wie in der Sauna. Im Summer häi sich nass gschwitzti Menschen unfreywillig berüert und der Duurzug im Zug het mir mängge Chiieri bschert.

 

Aber jetz, wo das Bähnli wäg und das ganze Daal ei riise Boustell isch, häi mir zum Glück numme no die gueten Erinnerige dra. So chunnts, dass ich im fäärne Münche so vill Waldeburgerli gseh ha wie no nie, sobald ich mys Natel ufdo ha: Föteli von ere WB, wo s Daal uf fahrt, im Depot Waldeburg, WB vo inne, WB vo usse, vo vorne, vo hinden und vo früener. Denn die letschti Fahrt, die würklig allerletschti Fahrt, Föteli mit em Armin, mit Bluemeschmuck und mit Wehmuet.

 

E paar Dääg spööter es Waldeburgerli, wo am Kraan hangt, uf em Laschtwaage, uf em Schiff der Rhyy ab und bald numme no in Erinnerig. Mir häi do alli es Stück vo euser gueten alte Zyt los gloo, dänk i mir bi all dene Bilder.

 

Ufhalte chönne mir so Veränderige meischtens nid, und die gueti alti Zyt isch so guet, wil mir sii zu deere machen und im Chopf bhalte. Und es git Sache, do wünsch ich mir, dass si immer so blyybe. Dass my Papi wyyterhi nach jedem Glas, wo aabegheit, rüeft „zum Glück sy d Schäärbe no ganz!“ Isch so öppis.

 

Aber au es paar neui Gwohnete dörfen us myner Sicht blyybe. Gründlig Händ wäsche zum Byyspiil oder dass me mit Schnuudernasen ebe nid jeden andere no drüümol abschmützlet.

 

Mir gwöhnen eus jo doch rächt schnäll an Veränderigen und wär weiss, villicht sogar mol an das neue, gääle Tram, wo irgendwenn zum Alltag im Waldeburgertal ghört. Denn au das wird hoffentlig einisch zu euser gueten alte Zyt.

 

 

 

1. Kolumne vom 11. März 2021, Großauflage

 

Schyynfrucht

Es verwirrt mi ammen e chly. Die Tatsach, dass e Banane botanisch gseh es Beeri isch. Und es Ärpeeri isch gar keis richtigs Beeri, sondern e sogenannti Sammelnussfrucht, me säit au e Schyynfrucht. Derfür isch e Mandle denn au kei Nuss, sondern e Steifrucht. Do chunnt doch kei Mensch me drus, wenn nüt so isch, wies schyynt!

 

Au mängi Mensche sy gegen usse nid, wie sii uf en erschte Blick schyyne.

 

Das kenn ich vo mir sälber sehr guet. Won ich zum Byyspiil vor es paar Johr aagfange ha, myni Gschichten uf ere Bühni vor Publikum zum Beschte z gee. Ich syg muetig und so locker, häi si mir noochhär immer wiider gsäit. Derby häi mir unter myne Hoose d Chnüü zimmli zittered und ich ha mi richtig müesen überwinde.

 Meischtens hani denn es Röckli aagleit. „So chan ich weniger vor Angscht in d Hoose mache“, hani derzue sälbschtbewusst ins Mikrofoon verzellt.

 Do hani denn mängmol no chly fröhlicher gwürkt und amme sicher au en ungattigere, erschten Yydruck hinderloo, au wenn ich unter myner Schalen immer wiider e bitzeli unsichergsi bi.

 

 Ich ha au scho mängisch üsserlig e gröösseren Yydruck gmacht. Das hani as Chind scho gspürt, sällmol z Lause. Do häi si mi wäge myner uffellige Gröössi amme gfroggt, in weeler Klass ich jetz syg. Ich ha mi aber no uf en erschte Chindsgi-Daag gfreut.

 

Oder au hütt no, wenn mir liebi Mitmenschen amme säge, ich syg son es geduldigs Mami mit myne zwöi Chind. Das freut mi dänk scho, wär ghört so öppis nid gärn. Aber wenn sälli Mensche wüsste, wie cheiben ungeduldig ich cha sy...

Bi dere letschte Minute vo der Wöschmaschine zum Byyspiil. Das Warte, wil die letscht Minute nie nummen ei Minute goht, das tryybt mi unter eus gsäit regelmeessig uf d Palme. Palme syge schyynts ganz sträng gnoh au keini richtige Bäum.

 

Aber zrugg zu eus Mensche. Wie mängisch lache mir, wenn mir innerlich chönnte brüele? Mir säge ganz locker, alles syg guet, obwohl eim eigetlig alles stinkt und z vill isch. Villicht isch das eifach e Schutz. Wien e Banane, wo as groossi, lüüchtigi Frucht in der Fruchtschale strahlt, obwohl si eigetlig es Beeri isch.

 

Villicht sette mir au gar nid zue vill hinterfrogen und yyteile.

 Denn im Geegesatz zu däm Ärpeeri, wo sträng gnoh immer e Schyynfrucht blybt, chönne miir us euser Schaalen uusechoo, euse wohri Chärn zeige.

 

Ich bi immer mehr so, wie das gegen usse schyynt. Bi weniger nervös und immer mehr au innerlich grooss. Und ich freu mi, do in Zuekumft myni Gedanke mit Ihne z teile. Denn vo deene hani ganz e Huffe.

Aber jetz han ich so richtig Gluscht uf e salzigi Nussmischig. Mit Mandlen und Ärdnüssli, wo botanisch gseh au keini richtige Nüss sy, oder ebe doch?

 

Es isch nid immer so, wies schyynt, Hauptsach son es Ärdnüssli isch für euse Gaumen e G-Nuss.